Zikaden (Griechisch τζιτζίκια) sind in Griechenland weit verbreitet und gehören zu den Schnabelkerfen (Hemiptera), sprich zu den Insekten, die sich von Pflanzensaft ernähren. Zikaden bilden zwei Unterordnungen: die Rundkopfzikaden (Cicadomorpha) und die Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha). Insgesamt sind weltweit etwa 45.000 Arten bekannt.
Zikaden in Griechenland
In Griechenland sind unter anderem die Arten Cicadatra atra, Cicada orni, Cicadatra hyalina, Cicadatra alhageos, Cicadatra hyalinata und Lyristes plebeius sowie Lyristes gemellus bekannt. Sie ernähren sich durch Pflanzensäfte, indem sie die Pflanzenteile anstechen und aussaugen. Feste Nahrung können Zikaden nicht aufnehmen, weshalb sie immer auf Flüssignahrung angewiesen sind.
Interessant und bis heute wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt ist die Tatsache, dass Zikaden sich nur auf wenige Pflanzen, die als Nahrung dienen, beschränkt haben. So lebt die Art Lyristes gemellus vorwiegend auf den Inseln im Osten der Ägäis, Lyristes plebejus hingegen auf den westlichen Inseln sowie auf dem griechischen Festland. Sie bevorzugen eher Mittelmeerküsten. Dort ernähren sie sich von bestimmten Pflanzensäften.
Ebenso interessant ist die Fortpflanzung. In Griechenland sind vorwiegend Zikadenarten beheimatet, die sich etwa alle 4 Jahre fortpflanzen. Allerdings existieren auch Gattungen, wie die der in der USA beheimateten Magicicada, die sich alle 13 oder 17 Jahre paaren. Generell sind Zikaden zweigeschlechtlich, was bedeutet, dass ein Ei befruchtet werden muss. Zu den Feinden gehören insbesondere Ameisen, Vögel, Spinnen und Wanzen. Aber auch der Mensch, indem er den Zikaden den Lebensraum nimmt.
Die Zikade in der griechischen Literatur
In der griechischen Literatur wurden die Zikaden des Öfteren beschrieben. So handelt die Geschichte vom griechischen, antiken Dichter Aesop (6. Jh. v. Chr.), “Die Zikade und die Ameise” («Ο τζίτζικας και ο μέρμηγκας») von einer Zikade, die den gesamten Sommer musiziert, während die Ameise fleißig ihren Wintervorrat anlegt. Im Winter jedoch erleidet die Zikade Hunger und muss die Ameise um Hilfe bitten. Aesop war bekannt für seine Fabeln. Er gilt als der Mitbegründer der Fabeldichtung.
Der Komödiendichter Xenarchos (4. Jh. v. Chr) hat wahrscheinlich schon damals vielen seiner männlichen Zeitgenossen aus der Seele gesprochen mit seiner für Frauenohren unglücklich formulierten Aussage: „Glücklich leben die Zikaden, denn sie haben stumme Weiber“, («Ευτυχισμένη η ζωή των τζιτζικιών, λόγω των σιωπηλών τους γυναικών»).
Der Universalgelehrte Aristoteles (384-322 v. Chr.) hingegen studierte die Lebensweise der Singzikaden und beschrieb sie in ihren Grundzügen. Man nahm zu dieser Zeit an, Zikaden würden im Erwachsenenalter keine Nahrungsaufnahme mehr betreiben.
Der griechische Philosph Platon (429-347 v. Chr.) beschrieb in seinem Werk Phaidros (Φαῖδρος) den Zikadenmythos, bei dem die Zikaden als Nachkommen verwunschener Menschen angesehen werden. Die Menschen starben, da sie den Musen mit ihren Gesängen lauschten, aber dabei das Essen und Trinken vergaßen. Die Musen verwandelten sie in Zikaden, die von nun an fortdauernd singen können, ohne dabei essen oder trinken zu müssen. Zudem beauftragten sie die Zikaden, die Menschen in ihren Musenkünsten zu beobachten und ihnen anschließend alles zu berichten. Beim Zikadengezirpe in der Mittagszeit, sollte man deshalb auch nicht schlafen, sondern sich geistig betätigen.
Die Zikade in der griechischen Mythologie
Was wäre die griechische Mythologie, wenn sie nicht auch für die Zikade ein Plätzchen gehabt hätte. War doch die Zikade bereits in prähistorischer Zeit anscheinend bekannt gewesen, wie einige Malereien auf Gefäßen aus Gräbern bezeugen können. Als bekanntes Beispiel gilt hierbei der Mythos von Tithonos (Τιθωνός).
Tithonos, einer der Söhne des Königs Laomedo von Troja, bildete mit Eos (Ηώς), der Göttin der Morgenröte, ein Liebespaar. Eos, die ihn sehr liebte, bat Zeus darum, ihm das ewige Leben zu schenken. Auch sie besaß das ewige Leben, jedoch auch die ewige Jugend. Allerdings vergaß Eos, Zeus auch um die ewige Jugend für Tithonos zu bitten. So alterte er mit den Jahren immer mehr. Da er aber unsterblich war, jedoch nicht für immer jung und schön, schrumpfte er mehr und mehr zusammen. Seine Stimme wurde immer schriller, bis Zeus doch Mitleid mit ihm hatte und ihn in eine Zikade verwandelte.

Zur Autorin: Sandra Mwamba ist in Deutschland geboren, aber im Mittelmeerraum, insbesondere auf Naxos, zuhause. Sie hat ihre Leidenschaft, das Schreiben, zu ihrem Beruf gemacht.
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