Griechenland wirkt für manch einen Besucher oft karg ohne viel Vegetation. Insbesondere die Ägäischen Inseln sind auf den ersten Blick nicht gerade mit einer großen Pflanzenvielfalt gesegnet, was jedoch nicht ganz stimmt, denn bei genauerem Hinsehen verbirgt sich selbst in steinigen Gebieten so manches kleines blühendes Juwel.
Griechenland besitzt eine artenreiche Flora
Die Flora Griechenlands ist reichhaltig. Es finden sich wasserreiche Täler mit Wasserfällen und Schluchten, grüne Hochtäler um Gebirgsdörfer, Olivenhaine, kleine und große Wälder, dichte Gestrüppe und Auwälder, Macchie, Phrygana und ausgedehnte bewirtschaftete Felder und Terrassen.

Das klassische Bild Griechenlands bildet die Macchia, sprich ein lockeres Wäldchen aus Sträuchern und Bäumen. Dichte Auwälder kommen insbesondere an Flüssen vor. An Berghängen wachsen gerne Platanen. Karge Gebiete mit vielen einjährigen Pflanzen findet man oft auf den südlichen Inseln der Ägäis.
Die Flora Griechenlands besticht zudem mit einer hohen Anzahl an kurzlebigen, einjährigen Kräutern, Knollenpflanzen, Blumen, Zwergsträuchern und Gräsern. Viele Endemiten, sprich auf einem kleinen begrenzten Raum wachsende Pflanzen, besiedeln bestimmte Gebiete. Spitzenreiter ist Kreta, bei dem etwa 10 Prozent der gesamten Flora endemisch sind.
Die sechs Lebensformen
Die Flora Griechenlands kann in sechs Lebensformen eingeteilt werden:
- Knollen-, Zwiebel- oder Rhizompflanzen (Geophyten; von griechisch γεω- für Erde und φυτό ‚Pflanze’)

- Pflanzen im Süßwasser (Hydrophyten; von griechisch ὕδωρ ‚Wasser’ und φυτό ‚Pflanze’)
- Bäume und Sträucher (Phanerophyten; von griechisch φανερό ‚sichtbar’ φυτό ‚Pflanze’ )

- einjährige Pflanzen (Therophyten; von griechisch θέρος ‚Sommer, Sommerhitze, Wärme’ und φυτό ‚Pflanze’)

- kleine Sträucher nicht höher als 50 cm, sogenannte Zwergsträucher (Chamaephyten; von griechisch χαμαί ‚auf der Erde befindlich’ und φυτό ‚Pflanze’)

- Stauden (Hemikryptophyten; (von griechisch ἥμι- ‚halb-‘, κρυπτός ‚verborgen’ und φυτό ‚Pflanze’)

Die Flora Griechenlands und ihre Anpassungsstrategien
Oft prägen Therophyten, also einjährige Pflanzen, die rasch nach Regenfällen wachsen und blühen, die Vegetation in Griechenland. Insbesondere auf kargen Inseln kommt diese Form der Flora vermehrt vor. Auf wasserarmen Inseln wie Serifos (gr.: Σέριφος) müssen Pflanzen in der Lage sein, sich in sehr schneller Zeit zu vermehren. So können sich auf einem kleinen Raum hintereinander etliche kurzlebige Pflanzen wie Kräuter ablösen.
Nach den Therophyten sind es die Stauden, die Griechenland zu seiner typischen Vegetation verhelfen. Hemikryptophyten sind mehrjährig, ebenso wie Geophyten. Während des Sommers sterben durch Wassermangel ihre oberirdischen Teile ab. Unterirdisch im Boden bleiben jedoch die Wurzeln, Rhizome, Zwiebeln und Knollen erhalten. Wenn dann im Herbst und im Winter wieder Regen fällt, erwachsen sie aus ihrem Schlaf und treiben neu aus.


Häufig weniger verbreitet als Stauden und einjährige Pflanzen sind Bäume, Sträucher und Zwergsträucher. Sie müssen in der Dürreperiode im Sommer die Hitze, manchmal sogar auch Feuer, sowie Beweidung ertragen und diese überstehen. Daher haben sie bestimmte Anpassungsstrategien entwickeln. Da sie sich nicht wie die einjährigen Pflanzen im Sommer überirdisch zurückziehen können und nur in der günstigen wasserreichen Saison, sprich im Herbst und Winter, gedeihen können, bilden viele Pflanzen Dornen, dickfleischige, ledrige und lanzettartige Blätter aus, die sich zusammenrollen können oder behaart sind.
Therophyten haben nur ein Ziel: Sie wollen so schnell wie möglich Samen hervorbringen, um dann im Folgejahr wieder austreiben zu können. Therophyten findet man in Griechenland häufig auf Feldern wie den Feldklee und die Hundskamille. Beide Arten bilden in Rekordzeit viele Samen aus. Die Natur setzt hier also auf eine schnelle Reproduktion.

Anders verhält es sich bei den Geo- und Hemikryptophyten wie dem Affodill. Dieser bildet eine Speicherwurzel und ungenießbare Blätter aus, um sich vor Fressfeinde zu schützen. Da Geo- und Hemikryptophyten bereits dann austreiben, wenn es noch keine einjährigen Pflanzen gibt, da sie ihre Energie in ihren Knollen und Zwiebeln gespeichert haben und somit eine Energiereserve besitzen, haben sie den Vorteil, als erste befruchtet zu werden. Aber sie sind auch die ersten, die von Schafen und Ziegen gesichtet werden. Daher bilden sie meist wenig schmackhafte, oft harte und steife Blätter aus. Häufig sind sie auch als gesamte Pflanze für viele Tierarten giftig. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Meerzwiebel. Sie treibt im späten Sommer als eine der ersten Zwiebel- und Knollenpflanzen aus. Sie bildet zuerst ihre Blütenstände aus. Erst danach kommen die Blätter dran. Damit sie nicht von Weidetieren gefressen wird, hat sie im Laufe der Evolution ein starkes Gift ausgebildet. Dadurch bedingt konnte sie selbst auf Flächen in großer Zahl wachsen, die stark beweidet werden. Viele Geophyten besitzen zudem steife, schmale Blätter, damit nicht viel Wasser verdunstet wird.

Sträucher haben eine andere Überlebensstrategie gefunden. Sie werfen im Sommer ihre Blätter ab. Ihre Wurzeln, die sich nahe der Oberfläche befinden, warten nur auf Regenfälle, damit sie dann sofort selbst kleinste Wassermengen aufsaugen können. Sträucher sind zumeist giftig oder sehr stark aromatisch, haben Dornen und sind zum Teil stark behaart. Dies schützt sie gegen Fressfeinde wie Ziegen und hilft gegen Verdunstung.
Zwergsträucher sind kleinwüchsig. Sie erreichen nicht einmal einen halben Meter, weshalb sie im Schatten von Bäumen nicht gedeihen können. Um Bäumen aus dem Weg zu gehen und sich gut vermehren zu können, helfen sie ein wenig nach: Durch ihre leicht entflammbaren Pflanzenteile, die in der Regel ein ätherisches Öl enthalten, warten sie nur regelrecht darauf, dass ein Brand entsteht und den Baum, der ihnen die Sonne nimmt, verbrennt. Da auch sie bei einem Brand zerstört werden, haben sie auch hier eine Überlebensstrategie entwickelt: Sie keimen sehr schnell wieder aus, können sich rasch vermehren und ganze Teppiche bilden, bis sie dann nach einigen Jahren wieder von Bäumen und größeren Sträuchern überragt werden. Dann beginnt das Spiel von Neuem. Eine in Griechenland weit verbreitete solche Art ist die Zistrose, die viel ätherisches Öl besitzt. Sie sieht man häufig als eine der ersten Arten auf abgebrannten Flächen.

Die Flora Griechenlands ist auch von Bäumen (Phanerophyten) geprägt. Sie bilden einen hohen Stamm aus und können so im unteren Teil Ziegen und Schafe entgehen. Ihre Blätter werden jedoch gerne von anderen Tieren, zumeist Insekten, gerne gefressen. In Griechenland können Bäume nur dort gedeihen, wo sie tief in die Erde eindringen können, um auch im Sommer genügend Wasser zu finden. Zumeist sind sie immergrün und vermehren sich ausschließlich in für sie günstigen Jahren. Häufig anzutreffen sind die Wilde Olive, die Steinlinde und die Kermeseiche, die allesamt einen trockeneren Standort bevorzugen.

Im Gegensatz dazu gedeihen entlang von Flüssen gerne Erlen und Platanen, die zusammen Auwälder bilden und ihr Laub abwerfen. Eine andere Überlebensstrategie hat das Heidekraut gefunden, das oft in dichten Büschen wächst. Da vielerorts nicht ausreichend viel Wasser vorhanden ist, bedienen sie sich der hohen Luftfeuchtigkeit, die sich oft bei Nebelschwaden an Bergkämmen befindet. Das Heidekraut bildet eine Vielzahl feiner Äste aus und kann dadurch die Luftfeuchtigkeit nutzen. Andere Pflanzen bilden Dornen und Haare aus, um so viel Feuchtigkeit wie möglich einzufangen. Ein Beispiel dafür ist das behaarte Ätna-Ferkelkraut, bei dem die Luftfeuchtigkeit zu Tropfen kondensiert oder auch der Griechische Lotwurz, der ebenso über reichlich Haare verfügt. Disteln hingegen verfügen über keine Haare, sehr wohl aber über reichlich Dornen, die wie Haare Feuchtigkeit zu Tropfen kondensieren lassen können, die wiederum am Stängel zu den Wurzeln hinunterlaufen.
Pflanzen, die ganzjährig in Griechenland wachsen, nennt man auch ausdauernde Pflanzen. Diese haben in der Regel kleine Blätter und gedeihen selbst an sehr trockenen Standorten. Durch die Winzigkeit ihrer Blätter reduzieren sie die Verdunstung von Wasser, was ihnen beim Überleben hilft. Das Thymianblättrige Nadelröschen, die Behaarte Spatzenzunge, die Erica manipuliflora und auch die Julianische Bergminze sind solche Vertreter. Zu sehr kleinen Schuppen reduzierten Blättern trägt der Phönizische Wacholder, der nur küstennah und sehr trocken gedeiht.
Andere Pflanzen in Griechenland bilden erst gar keine bis fast nicht sichtbare, winzige Blätter aus. Dazu gehören die Rutensträucher wie der Dornige Ginster und der Meerträubel, die beide ihre Photosynthese mit dem Stängel betreiben.
Die Flora Griechenlands ist reichhaltig. Neben all diesen Arten existieren auch Pflanzen wie der Oleander mit ledrigen Blättern, die sich so gegen eine schnelle Wasserverdunstung schützen, aber auch dickfleischige Pflanzen, die eine schützende Wachsschicht haben wie Kaktus-Arten. Diese Schicht nennt man in der Botanik Cuticula. Besonders häufig auf den griechischen Inseln verbreitet ist der Echte Feigenkaktus, der eine sehr dicke Epidermis und Cuticula aufweist. Der Gewöhnliche Schmerwurz hingegen bildet eine glänzende Cuticula aus. Weitere Exemplare mit einer Wachsschicht sind der Glänzenden Storchenschnabel, das Scharbockskraut und der Aronstab.
Der Rosmarin hat eine andere Überlebensstrategie in Griechenland gefunden. Er rollt seine Blätter zusammen. Zudem besitzt er an der Unterseite der Blätter, die wie Nadeln aussehen, Haare, die die kleinen Spaltöffnungen vor Verdunstung schützen. Das gleiche Prinzip machen sich der Ölbaum, der Griechische Salbei und die Montpellier-Zistrose zu nutzen.
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Interessanter Artikel! Und was ist mit invasiven Neophyten? Sind die auch ein Problem in Griechenland?