In Griechenland gibt es bis heute einen ganz besonderen Brauch, der in Deutschland kaum bekannt ist: das fortdauernde Brennen einer Öllampe in der Küche. Insbesondere unter den älteren Mütterchen ist das Brennen einer Öllampe (καντήλα) in der Küche noch Gang und Gebe. Nicht so stark traditionell verwurzelte Frauen (zumeist die jüngere Generation) verzichten auf diesen alten Brauch.
Die Öllampe in der Küche
Bei nahezu allen älteren Frauen sieht man auch im modernen Hellas eine brennende Öllampe in der Küche, wenn man diese als Gast betritt. In unmittelbarer Nähe sind Ikonenbilder platziert, um diese mit dem angezündeten Licht gnädig zu stimmen. Die Öllampe wird nicht etwa ausgemacht. Sie brennt fortdauernd Tag und Nacht, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Dieser orthodoxe Brauch geht auf die Antike zurück, bei der Fackel, Kienspan und Holz als Leuchtmittel in der Küche genutzt wurden. Um 6. Jh. v. Chr. wurden diese dann durch die Öllampe allmählich verdrängt.
Ein Licht für die verstorbene Seele
Wenn in Griechenland eine Person stirbt, so sorgen die Angehörigen für die Bestattung, die vor Ort nach einem strikten religiösen und traditionellen Muster abgehalten wird. Dazu gehört auch, dass eine brennende Öllampe für 40 Tage zusammen mit einer Bienenwachskerze an das Grab des Verstorbenen platziert wird. Die Öllampe brennt dabei fortdauernd, ohne auszugehen. Sie dient der Seele der verstorbenen Person, die durch das erhaltene Licht ihren bestimmten Weg finden und gehen kann. Nach 40 Tagen wird in vielen Fällen einmal die Woche, zumeist an einem Samstag, die Öllampe am Grab angemacht. Es gibt jedoch auch Familien, die über Jahre hinweg das Grab jeden Tag aufs Neue besuchen, um zu schauen, ob die Öllampe noch brennt oder sie diese erneuern müssen.
Wie wird eine Öllampe in Griechenland angezündet?
Zur Sicherheit wird die Öllampe etwa zwei Finger breit mit Wasser gefüllt . Danach wird im Verhältnis 3/4 zu 1/4 Sonnenblumenöl (3/4) und Olivenöl (1/4) aufgefüllt. Der Docht wird in einer Korkvorrichtung eingebracht und in die Lampe mit dem Wasser-Ölgemisch eingelassen.
Viele Personen kaufen einen Docht bereits fertig im Handel. Allerdings lässt er sich auch ganz einfach selbst herstellen. Für einen Docht eignen sich insbesondere einige Stängel des Strauches der Napfschwarznessel (bot.: Ballota acetabulosa, gr.: φυτιλάκι). Diese werden dann in Öl getunkt, auf die Korkvorrichtung gesetzt und angezündet. Die Brenndauer beträgt in etwa einen Tag.

Alle Utensilien findest du in Griechenland in Geschäften für Kirchenwaren (εκκλησιαστικά είδη), die es in jeder Stadt gibt oder auch online.
Videoanleitung:
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